Durch zielgerichtete Pflege und die Förderung individueller Ressourcen soll das Pflegeziel erreicht werden. Pflegeziele sollen realistisch, erreichbar, überprüfbar, positiv formuliert und auf das Pflegeproblem/-diagnose bezogen sein. Einer ENP-Pflegediagnose sind mehrere mögliche Pflegeziele zugeordnet. Die Pflegeperson entscheidet sich je nach Zustand der zu pflegenden Person für ein oder mehrere Pflegeziele. Ein ENP-Ziel ist wie folgt definiert:
ENP-Pflegeziele legen die Pflegeergebnisse fest, die Pflegende mit der betroffenen Person oder für die betroffene Person planen und die innerhalb eines vereinbarten Zeitraumes erreicht werden sollen. Die erwarteten Ergebnisse sind in Form von künftig zu erreichenden Ist-Zuständen beschrieben. Die Pflegeziele können sich auf körperliche Leistungen und Fähigkeiten, physiologische Parameter, Wissen, Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale, Befunde, emotionales Erleben und subjektives Empfinden sowie auf die Erkennung körperlicher Veränderungen beziehen.
Eine Nutzung der Pflegezielformulierungen zur Outcome-Messung ist möglich. Hierzu ist jedes ENP-Pflegeziel mit einer fünfstufigen Likert-Skala zur Einschätzung des Zielerreichungsgrades verknüpft. Es existieren unterschiedliche Arten der fünfstufigen Skalen. Allen gemeinsam ist, dass 5 bedeutet, das Ziel wurde erreicht und 1, das Pflegeziel wurde noch nicht erreicht. Hierzu ein paar Beispiele:
ENP-Pflegediagnose: Der Patient zieht sich vom sozialen Geschehen zurück, es besteht das Risiko der sozialen Isolation
Ursache: Psychische Erkrankung
Kennzeichen: Zieht sich in das Zimmer zurück
Pflegeziel: Nimmt an Freizeitaktivitäten teil.
Die Pflegeperson schätzt die Zielerreichung auf einer fünfstufigen Likert-Skala ein. Die verknüpften Beurteilungsmerkmale zur Einschätzung des Zielerreichungsgrades lauten:
5 = vollständig erreicht
4 = weitgehend erreicht
3 = mäßig erreicht
2 = wenig erreicht
1 = nicht erreicht
Eine Kodierung mit 1 würde bedeuten, dass die zu pflegende Person das Pflegeziel Nimmt unaufgefordert an Gruppenaktivitäten teil bezogen auf die Pflegediagnose nicht erreicht hat (0 % Zielerreichung), die Kodierung „wenig“ würde bedeuten, dass geringe, schwache Ansätze der Zielerreichung erkennbar sind (bis 25 % Zielerreichung), eine „mäßige“ Bewertung zeigt an, dass eine mittlere Zielerreichung vorhanden ist (26–50 %), eine „weitgehende“ Zielerreichung wird kodiert, wenn das Ziel über 50 % erreicht ist (51–75 % Zielerreichung) und eine „vollständige“ Zielerreichung wird kodiert, wenn das Ziel zu über 75 % erreicht wurde. Die andere Art der Skalierung wird in ENP mittels operationalisierten Items des Zieles realisiert. So wurden zum Beispiel drei Pflegeziele zur Körperwaschung wie in nachfolgender Tabelle beschrieben.
Tabelle 5: fünfstufige Skalierung von ENP-Pflegezielen zur Körperwaschung.
Ein weiteres Beispiel aus der Klasse Empfinden und der Kategorie „Frei von Schmerzen“:
Tabelle 6: fünfstufige Skalierung von ENP-Pflegezielen aus der Kategorie „Frei von Schmerzen“.
Ein letztes Beispiel aus der Klasse Empfindung und der Kategorie „Den Fähigkeiten angepasste Anforderungen“:
Tabelle 7: fünfstufige Skalierung von ENP-Pflegezielen aus der Kategorie "Den Fähigkeiten angepasste Anforderungen",
Derzeit sind von den ENP-Pflegezielen etwa 50 differenzierte bzw. operationalisierte Bewertungsskalen entwickelt. An der weiteren Überführung der ENP-Pflegeziele in operationalisierte Items wird kontinuierlich gearbeitet. Ziel ist es, weitere, konkret operationalisierte Ergebnisindikatoren zu entwickeln, die in Form von Selbstbewertungsinstrumenten sowohl für die zu pflegende Person auch als Messinstrument für die Pflegepersonen dienen können. Die bisher entwickelten Ergebnisindikatoren sind in Form von Softwarepaketen wie auch als Datenbank verfügbar.
Damit eine einheitliche Bewertung der Zielerreichung im Pflegeteam möglich wird, ist die Diskussion der Zielerreichung mit der betroffenen Person und/oder im Team wichtig. Gerade Zielformulierungen wie z. B. „Nimmt unaufgefordert an Gruppenaktivitäten teil“ unterliegen einer gewissen Subjektivität und können individuell unterschiedlich bewertet werden.
Die Pflegeziele stellen syntaktisch entweder vollständige Sätze dar, die aus einem Subjekt und einem Prädikatsverband (der Prädikat, Objekt(e) und/oder Ergänzung(en) beinhalten kann) bestehen und zudem in der Regel im Aktiv stehen. Oder sie sind Ellipsen bestehend aus Prädikat, Objekt(en) und/oder Ergänzung(en) oder nur aus Begriffen. Diese unvollständigen Sätze beziehen sich immer auf das Subjekt der Pflegediagnose. Z. B.: Selbstständigkeit ist gefördert und äußert Gefühl der Sicherheit bei den täglichen Aktivitäten.